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Tag 10
Wir sind nun schon eine Woche unterwegs und machen uns (es ist Montag der 03.06.) auf den Weg mit unseren Velos Venedig zu verlassen. Auf dem Lido fahren wir Richtung Po Delta. Damit wir dorthin kommen, müssen wir zwei Fähren nehmen. Die eine bringt uns auf die nächste Insel und die andere aufs Festland zurück. Da wir dazwischen einige KM fahren müssen, stimmt unsere Ankunft jeweils nicht mit den Abfahrtzeiten überein und da die Fähren nur stündlich fahren, warten wir an beiden Orten sehr lange. Aber etwas Gutes hat die lange Wartezeit. Dadurch kommen wir nicht in die Gewitter, die sich um uns herum aufbauen. In Chioggia, also wieder auf dem Festland, ist dann Mittagessen angesagt und danach geht es Richtung Po-Delta. Direkt ins Delta fahren wir nicht. Es ist sehr weitläufig und man muss einmal eine Fähre nehmen. Meine Recherchen haben aber gezeigt, dass es nicht klar ist, ob die Fähre überhaupt fährt. Darum fahren wir etwas direkter zum Po, nicht aber nochmals einen kurzen Besuch bei der Etsch zu machen. Diese fliesst etwas nördlicher als der Po, in die Adria. In Papozze wollen wir eigentlich fertig machen für heute, jedoch sieht das BnB, welches wir gebucht haben, alles andere als toll aus. Auch ist niemand zu erreichen. Kurzentschlossen suchen wir eine andere Unterkunft und finden sie ein paar KM weiter Flussaufwärts. Diese Unterkunft können wir ohne Kosten canceln. Die neue Unterkunft in einem umgebauten Bauernhof in Crespino und um Welten besser. Wir bekommen einen sehr guten Tipp für ein Restaurant zum Abendessen. Und der Tipp ist goldrichtig, sehr leckeres Essen und wir sind die einzigen «Auswärtigen», also besser geht’s nicht.
Tag 11
Obwohl an der Hauptstrasse gelegen war, die Nacht sehr ruhig. Nach einem leckeren Frühstück verlassen wir den Bauernhof und fahren zurück an den Po. Die Strecke verläuft die meiste Zeit entlang des Flusses auf dem Damm. Autos dürfen da zwar auch fahren, aber es ist sehr ruhig. In Castelmassa treibt uns der Hunger ins Dorf und wir finden was Leckeres bei einem Libanesen. In Revere müssen wir auf die andere Seite des Flusses. Zum Glück hat es einen Fuss/Rad-Weg, denn der Verkehr ist gross.
Das heutige Ziel ist San Benedetto Po. Heute ist es auch heiss und durstig. Kurz vor dem BnB kehren wir noch im Supermarkt ein, um unsere trockenen Kehlen zu befeuchten.
Unsere Gastgeberin vom BnB empfängt uns sehr freundlich und sie spricht sogar sehr gut deutsch. Hat sie doch in Deutschland studiert. Mit uns kommt gleichzeitig ein Paar an, mit denen gehen wir dann später in eine Pizzeria, ebenfalls ein Tipp von unserer Gastgeberin.
Die Nacht für mich wird nicht großartig, ich krieg fast kein Auge zu. Der Grund sind die vielen Mücken, die im Zimmer umherschwirren. Leider hat es kein Fliegengitter und so muss ich die Fenster die Nacht zulassen. Da es draussen und drinnen warm ist, muss ich das Fenster im Bad offenlassen, mit dem eben beschriebenen Effekt. Der Gastgeberin war es nicht recht, es sei das erste Jahr, wo es so viele Mücken hier hat.
Tag12
Nach der durchzechten Nacht und dem Frühstück fahren wir bei sonnigem Wetter weiter, nun auf der Südseite des Po. Hier sind die Velowege sehr vielseitig. Von gut ausgebaut bis zu Schotter, ja sogar, so dass man sie fast nicht als solche erkennen kann und unsere Liegeräder durchs hohe Grass pflügen.
In Brescello wollen wir spontan zu Mittag essen und als wir so unter dem Sonnenschirm auf der Piazza unser Essen aussuchen, merken wir erst, wo wir gelandet sind. Den Namen Don Camillo und Peppone haben wir schon gesehen, jedoch war uns nicht Bewusst das genau in diesem Dorf diese berühmten Filme gedreht wurden. Wir waren also in einem echten kulturellen Erbe gelandet.
Nach dem Essen und der Großartigen Erkenntnis geht es wieder auf «vielseitigen» Wegen bis nach Gramignazzo, unserem heutigen Ziel. Es stellt sich als winzig kleines Dorf heraus, mit einem Tante-Emma-Laden und einem Restaurant, welches genau unter unserer Unterkunft liegt. Unser Gastgeber lädt uns gleich zuerst auf ein kühles Blondes ein, bevor wir eigentlich einchecken können, und er gibt uns eben auch den Tipp auf das Restaurant gleich hier im Hause. Und auch hier lohnte es sich.
Tag13
Wir stellen fest, dass wenn man hier in Italien in kleineren Unterkünften übernachtet, ist die Herzlichkeit sehr gross. Die Leute sind offen und freundlich und man hat gute Gespräche.
Das Wetter meint es auch heute wieder gut mit uns und so können wir nach dem Zmorge bei strahlender Sonne losfahren. Heute sind auch die Radwege wieder besser und wir kommen gut vorwärts. In San Nazzaro finden wir wieder einen Diamanten von Restaurant, direkt am Po in idyllischer Natur gelegen. Das Wetter passt und das Essen auch, nur der Kollege mit seinem Rennboot, welcher in der Nähe umherreitet, nervt ein wenig. Aber die Italiener sind pünktliche Mittagesser/Pausenmacher.
Wir sind übrigens aktuell auf der Euro Velo 8 Route (Mittelmeer-Route) unterwegs und heute landen wir in Piacenza. Grossstädte sind nicht so unser Ding, aber zwischendurch kommt man nicht drum rum. Jedenfalls müssen wir, um zu unseren gebuchten Appartements zu kommen, eine Zug-Unterführung nehmen, hier geht auch offiziell die Euro 8 durch, welche nicht gerade Velotauglich ist. Sprich Gepäck abladen und nach der Unterführung wieder aufladen und dazwischen mehrere Male hin und her.
Die beiden Appartements sind in einem normalen Wohnblock und die beiden Herren (ein Paar) empfangen uns herzlich und sind auch sehr hilfsbereit, vor allem wenn es um Sicherheit geht und die Velos nicht gestohlen werden. So können wir unsere Velos im Kellerabteil unterbringen. Abendessen und Frühstück war nicht dabei, aber das ist hier kein Problem was Entsprechendes zu finden.
Tag 14
Nachdem wir alles gepackt und unsere Räder wieder an die frische Luft geholt haben geht es zuerst mal in eine Bäckere/Cafe. Da sind die Italiener ja Spezialisten und man findet an jeder Ecke was. Nach dem Frühstück geht’s zuerst mal wieder auf die andere Flussseite, später werden wir den Po dann verlassen und der Ticino folgen. Wir folgen meistens wieder der Euro 8 (und auch die Euro 5 geht hier durch). Autoverkehr hat es fast keinen mehr, gehen die Wege doch sehr abseits durch. Irgendwo im nirgendwo essen wir in einer Arbeiter-Beiz zu Mittag, mehr muss ich nicht erwähnen.
Und danach fahren wir weiter bis nach Pavia, welches bereits am Fluss Ticino liegt. Unsere Bleibe liegt auf der anderen Seite der Stadt, etwas nach dem Bahnhof. Und so müssen wir mittig durch das Zentrum fahren. Eine holprige Angelegenheit mit diesen Pflastersteinstrassen. Gut gerüttelt und nicht gerührt kommen wir in der Unterkunft an. Es sieht mit all seinen Büchern, an der Wand, wie ein Altherrenhaus aus. Mein Zimmer ist riesig und hat neben dem Schlafzimmer noch eine Art Wohnzimmer und eine Terrasse.
Nach dem Einchecken geht’s Richtung Abendessen, aber zuerst für mich zum Barber, meine Haare auf dem Kopf und im Gesicht müssen gekürzt werden.
Tag 15
Ein herrliches Frühstück in herrlicher Atmosphäre gibt es heute und auch die Sonne lacht und so fahren wir gut gelaunt los. Leider müssen wir die ersten paar KM auf einer viel befahrenen Strasse fahren, was die Laune etwas trübt. Später können wir an einen Kanal ausweichen und dort hat es umso mehr andere Velofahrer, sind aber ein kleines Problem. Da es heute eine kurze Strecke ist, kommen wir schon früh in Abbiategrasso an und können direkt im Hotel einchecken. Das Mittagessen findet dann direkt davor auf der Piazza statt und wir haben den Nachmittag, um es gemütlich anzugehen und zu relaxen. Der Znacht findet dann auch in den Gassen der Altstadt statt.
Tag 16
Es ist Sonntag und im Hotel gibt es kein Frühstück, also alles satteln und mit unseren Rädern die nächste Bäckerei ansteuern. Danach zurück zum Kanal und dem Richtung Norden folgen. Wir sind nicht allein, wirklich nicht allein. Ganz Norditalien scheint hier auf den Rädern zu sein. Uns überholen Gruppen, welche nur die Trikots von der weiteren Gruppe unterscheiden. Die Stimmung ist toll und wir kommen zügig voran.
In Mercallo, nachdem wir den Kanal und den Ticino verlassen haben und es nun bergiger wird, finden wir wieder ein kleines, aber feines Restaurant wo wir ein leckeres Essen bekommen.
Weiter geht es zu zwei kleinen Seen (Lago di Comabbio und Lago di Varese). Beim zweiten müssen wir kapitulieren und den Radweg direkt am See, bei nächster Gelegenheit, wieder verlassen. Hier erlebt man hautnah, dass die Wochen zuvor sehr schlechte Wetter und die vielen Niederschlägen. Der See hat viel Wasser und der Weg ist grösstenteils unter Wasser und es liegt sehr viel Schwemmholz, dadurch kommt man schon zu Fuss fast nicht durch, geschweige mit den Velos.
Daher geht es zurück auf die Strasse und wir müssen uns sputen, es braut sich ein Gewitter zusammen. Wir haben Glück und wir kommen vor dem Regen im Hotel in Cittiglio an. Das Hotel scheint seine Blütenzeit vor 50 Jahren gehabt zu haben. Es ist zwar nicht heruntergekommen, aber wir fühlen uns an die Donau nach Rumänien versetzt. Das Abendessen im sehr grossen Speisesaal ist gut und es hat sehr viele Einheimische hier. Sogar die Polizei speist hier.
In der Nacht bleibt bei uns zwar das Gewitter aus, es regnet jedoch kräftig. Donnern hören wir es aber trotzdem, da auf der anderen Seite des Berges, über dem Lago Maggiore ein kräftiges Gewitter niederging.