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Deutschland Teil 2 vom 22. bis 31. August

 

Diesen Teil schreibe ich erst als ich schon wieder Zuhause bin. So vielseitig nun die Landschaft ist läuft entsprechend viel unterwegs. Von den Schotten und ihrem leeren Stausee verabschiede ich mich und fahre weiter Richtung Taunus Gebirge und Frankfurt. Ich will heute über Butzbach fahren. Dieses kleine Städtchen hat nicht nur einen sehr alten Stadtkern, nein ein Arbeitskollege von unserem SW Lieferanten wohnt dort und den will ich besuchen. Leider ist er genau am heutigen Tag auswärts am Arbeiten und so besuche ich halt sein Haus. Nach einer kleinen Stärkung geht’s weiter Richtung Taunus. Da ich nicht unbedingt darüber will versuche ich es entlang der Autobahn und verfranze mich total. Garmin-Navigation sei Dank, der findet die kleinsten Wege die ins Nirvana führen aber sowas von immer. Mit meinem Orientierungssinn als Unterstützung schafft es Garmin dann auch einen einigermassen akzeptablen Weg nach Bad Homburg zu finden. Diese schmucke Stadt hat viel zu bieten, unter anderem einen wunderschönen Park und nen Hexenturm. Hier übernachte ich bei Gabi die ihr Sofa bei Warmshowers (Couchsurfing für Fahrradfahrer) anbietet. Zusammen genehmen wir uns ein köstliches Abendessen und wie es sich herausstellt arbeitet Gabi mit den Tools die ich bei uns im Geschäft betreibe. So klein ist manchmal die Welt.

Tags darauf wird dann die Monsteretappe, aber das weiss ich am Morgen noch nicht. Da Gabi in Frankfurt arbeitet und immer mit ihrem eBike zur Arbeit fährt, fahren wir am Anfang zusammen ein Stück. Über Felder geht es Richtung Westen, da ich noch nicht im Main Tal unten bin ist die Sicht in die Ferne weit. Schliesslich komme ich an den Main und folge dem bis zur Mündung am Rhein in Mainz. Nun geht es dem Rhein entlang gen Süden und es wird heiss, richtig heiss. Die ganze Trockenheit sieht man dem Rhein an, es gibt viele Sandbänke und die Schiffe können nur noch zur Hälfte Beladen werden. In Nierstein (ja das ist ein Ort) esse ich auf dem Marktplatz unterm Sonnenschirm zu Mittag. Es ist drückend so zwischen den Häusern und ohne Wind. Das Velo steht zur Sonne gerichtet an der Sonne. Ich lege bei Pausen die Solarzelle auf den Sitz und kann so optimal die Powerbank laden. Als ich nach dem Essen weiterfahre zeigt das Thermometer 50°!!! OMG, mit Fahrtwind ists dann knapp 40° was nicht viel weniger ist. Dazu kommt noch das hier die CP rar sind. Es hat schon einige aber die meisten sind privat. Der erste der für mich in Frage kommt ist schon nach 90km was mir zu wenige KM sind und wenn ich jetzt den nehme dann bringt es meine Planung nach Stuttgart durcheinander. So fahre ich zum nächsten der etwa 60km weiter ist. Unterwegs treffe ich Magdalena die auf ihrer ersten längeren Tour ist. Sie ist von Hamburg und fährt von Emmerich den Rhein hoch… wie weit weiss sie auch noch nicht, ev. Basel oder weiter.

Da sie auch das gleiche CP Problem hat schliesst sie sich kurzerhand mir an und wir fahren zusammen zum CP was zum Schluss mit knapp 150km zu Buche führt. Für sie war es eine Premiere so viele KM in einem Tag im Sattel zu sitzen, auch von der Temperatur her. In der Nähe vom CP hat es ein Hotel wo wir uns ein Nachtessen genehmigen und den ersten Regenschauer über uns ergehen lassen, schön im trockenen. In der Nacht folgt dann noch ein heftiges Gewitter mit viel Regen. Für Magdalena war das dann auch noch die «Regentaufe» und mir bescherte es eine mit Wasser gefüllte Packtasche. Mist, die neue Tasche hatte unten ein Loch. Durchgerieben von einem Werkzeug. Klar durch das Rütteln wird das Material beansprucht aber ich erwarte schon etwas mehr von so einer Tasche und wenn ich den Stoff mit meiner anderen «alten» Tasche vergleiche ist da schon weniger dran. So heisst es für mich alle nassen Sachen trocknen, sind zum Glück nicht so viele. Ganz trocken bringe ich es an diesem noch feuchten Morgen eh nicht und so wandert es halt noch feucht wieder in die Tasche. Unsere Wege trenne sich bei der Abfahrt, Magdalena folgt weiter dem Rhein Richtung Süden und ich dem Neckar. In Heidelberg entscheide ich mich dem inzwischen stark gebeuteltem Hinterreifen ein Facelifting zu spendieren und hab ihn beim Velomech gewechselt. Die Bandage ist schon zu sehen und der hält sicher nicht nochmals 7000km. Ausgerüstet mit einer neuen Bereifung geht es dann weiter entlang dem Neckar.

Am Rande einen kleinen Tipp, wenn ihr den Neckar selber mal fahren möchtet dann fahrt ihn auch von Heidelberg aus hoch nach Villingen-Schwenningen. Ich sag nur, das schöne kommt zum Schluss. Das Neckartal ist sehr schmal und so führt der Radweg erst mal der Strasse nach. Erst später folgt man auf einfachen Wegen mal links mal rechts dem Neckar. Was im unteren Teil des Flusses sehenswert ist sind die vielen Burgen und Schlösser, die sich entlang des Wassers in gebürtiger Höhe aufgestellt haben. Im laufe des Tages ist dann der Radweg gesperrt und es wird eine Umleitung über eine Stauwehr (mit Treppe a gogo) und dann entlang der Bundestrasse. Ich warte etwas zu und hoffe das mir Velofahrer entgegenkommen. Und tatsächlich… also nichts wie los und so spar ich mir die mühsame Übersetzung auf die andere Flussseite und die Bundesstrasse. Mein Tagesziel ist heute Neckarsulm wo ich auch gleich einen Pausentag einlege.

Den Pausentag nutze ich mal wieder zum Kleiderwaschen (das letzte Mal auf dieser Tour) und als Highlight das 2 Rad- & NSU-Museum. Sehr spannende Sache über die Geschichte des Zweirades, ob mit oder ohne Motor. Beim kauf des Eintritt-Tickets erzähle ich der Verkäuferin von meiner Tour. Zu meinem erstaunen empfangt mich beim Verlassen des Museums die Chefin des Museums und ich werde noch für die Facebook-Seite des Museums abgelichtet und verewigt.

Am nächsten Tag geht’s weiter nach Stuttgart, entlang an herrlichen Rebbergen. Unterwegs kommt mir Olaf entgegen und wir fahren zusammen zum Mittagessen und dann weiter nach Stuttgart. Olaf kenne ich von früher bei der Arbeit, er arbeitete bei unserem SW Lieferanten und wohnt in Stuttgart. Am Abend treffen wir uns dann wieder zum Abendessen. In Stuttgart bleibe ich auch einen Tag und treffe Remo der aus der Schweiz gekommen ist um mich den Rest der Reise zu begleiten. Wir besuchen den Fernsehturm und die Altstadt von Stuttgart, da Montag ist hat leider das Mercedes-Museum zu.

Nach meiner letzten Übernachtung im Zelt fahren wir dann zu zweit Richtung Ulm. Zuerst geht es etwa 30km weiter entlang dem Neckar und danach Richtung schwäbische Alp. Wie wir bald merken sind diese Alpen zwar nicht so hoch wie unsere aber auch steil. Etwa 2,5km und 22% Steigung müssen wir unsere Velos über einen schlechten Natur Weg, zum Glück im Wald, hochschieben. Der passende Name des Weges ist "die alte Steige". Gut fahren wir nicht noch weiter bis nach Ulm. Remo ist noch ein Radreise-Neuling und sich noch am einfahren für längere Strecken. Übernachten tun wir in einer Pension, für mich seit langem wieder mal ein richtiges Bett. Gestärkt vom Abendessen und erholt vom schlaf geht’s am nächsten fast nur runter aus den schwäbischen Alpen nach Ulm. Dort angekommen treffen wir vor dem Ulmer-Münster Karl. Mit ihm habe ich ja bereits die Donau im 2014 gemacht und er begleitet mich auch nach Hause. Nach dem Hotel-Checkin machen wir das was man in Ulm unbedingt machen muss, die Besteigung des höchsten Kirchenturm der Welt. 161.53m! 768 Stufen bringen dich auf die in etwa 146m liegende oberste Plattform. Eine architektonische Meisterleistung. Vor allem des obersten Teils mit seinen kunstvollen Steinbögen sieht spektakulär aus. Im Münster spielen sie auf der Orgel Celine Dion, Elvis und weitere moderne Hits. Wie schon vor vier Jahren ziehen wir uns auf dem Kirchenplatz wieder eine Sachertorte rein und ja sie ist immer noch sehr fein. Im "vom Fass" besorge ich mir dann noch einen Liter "Creme de Cassis" den ich mit nach Hause schleppe, auf das Gewicht kommt es auch nicht mehr an. Kurz vor dem Abendessen zieht ein heftiges Gewitter mit Hagel über Ulm. Der Schaden ist gross, Blumen und Bäume sind zerschlagen, Sonnenschirme sind nur noch Schrott und in den Gassen liegt der Hagel als Schnee, der zur Schneeballschlacht verleitet. Für das Abendessen beruhigt sich das Wetter wieder und wir können drausen essen.

Tags darauf geht es an der Donau entlang nach Sigmaringen. Auch da sieht man die Verwüstungsschneise, die das Gewitter von gestern gezogen hat. Überall liegen Äste und Blätter auf dem Weg, Maisfelder liegen flach. Mir passiert dann noch ein Missgeschick J ich habe Remo gesagt das es etwa 80km bis nach Sigmaringen sind… naja es werden dann 106km und Remo kommt so zu seiner ersten 100er. Ach und noch was, mit meinem riesigen Hotelzimmer war ich komplett überfordert.

 

Kühl und bewölkt und trocken geht es dann weiter durch die obere Donauschlucht nach Tuttlingen und mit 57km wird’s ja fast eine Halbtages-Etappe. Pünktlich auf den Hotelbezug kommt dann auch der Regen was uns egal ist da wir nur noch zum Essen raus müssen. Im Irish-Pup gibt’s herrliches essen, feines Guinness und rauchigen Whiskey.

 

 

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